Knochen - Das Herzstück des Barfens
Published : 15.03.2022 20:08:04
Categories : Barf
Knochen sind beim Barfen unverzichtbar. Aus gutem Grund: Schließlich gelten sie als Schlüsselelement des natürlichen Beutetiers und stellen damit eine wertvolle Calciumquelle dar. Und mehr noch: Auch mit weiteren kostbaren Nährstoffen wie Spurenelementen und Mineralstoffen können sie dienen. Haustierhalter, die auf die Knochenfütterung verzichten, müssen die fehlenden Nährstoffe anderweitig ergänzen. Ansonsten droht eine Mangelernährung.
RFK beim Barfen: Was bedeutet das eigentlich?
Sprechen wir beim Thema Barfen von Knochen, ist meist von RFK die Rede. Gemeint sind mit RFK rohe, fleischige Knochen, die zu 50 Prozent aus reiner Knochensubstanz und zu 50 Prozent aus Fleisch bestehen. Kurz gesagt: Beim Barfen werden für gewöhnlich keine blanken Knochen verfüttert, sondern knorpelig-fleischige Knochen mit Mark.
Diese RFK dienen dem Vierbeiner aber nicht nur als sinnvolle, artgerechte Beschäftigung. Sie sind auch noch fester Bestandteil eines gesunden und ausgewogenen Barf-Speiseplans. Schließlich gelten RFK als echte Nährstoffbündel. Calcium, Phosphor, Kalium, Natrium und Magnesium – die gesamte Nährstoffpalette ist in den fleischigen RFK vertreten.
Ein weiteres Plus: RFK tun Kiefer und Zähnen etwas Gutes. Gezielt trainieren sie die Kaumuskulatur und reinigen die Zähne. So bleibt das Gebiss des Vierbeiners bis ins hohe Alter robust, flexibel und leistungsstark.
Knorpel, Euter und Milchprodukte als Knochen-Alternative?
In einigen Barf-Ratgebern werden Knorpel mit RFK gleichgestellt. Nicht ohne Grund bekommen Hundehalter schnell den Eindruck, sie könnten die beiden Bestandteile beliebig gegeneinander austauschen – der Effekt ist doch derselbe. Doch der Schein trügt: Denn tatsächlich unterscheiden sich Knorpel und RFK in ihrem Calciumgehalt. RFK enthalten deutlich mehr Calcium als klassische Knochen und bieten dem Hund damit ein wertvolles Ernährungsplus.
Dasselbe Problem besteht bei Euter. Häufig wird es als würdiger Knochenersatz vorgeschlagen – zu Unrecht. Denn genau wie Knorpel enthält es nicht genug Calcium, um den Calciumbedarf des Hundes vollständig zu decken.
Einige Hundehalter schwören für die Calciumversorgung auch auf Milchprodukte wie Joghurt oder Quark. Doch auch diese kommen bei Weitem nicht an die Calciummenge von Barf-Knochen heran.
Das Einmaleins der Knochenfütterung beim Barfen
Immer wieder gerät die Knochenfütterung in die Kritik. Speziell Tierärzte raten häufig von ihr ab. Ihre beiden Hauptargumente: Viele Hundehalter gehen zu leichtfertig mit den Barf-Knochen um oder missachten die Regeln der Barf-Fütterung, was gesundheitliche Risiken für das Tier birgt. Wer sich allerdings strikt an die Grundregeln der Rohfütterung hält, tut seinem Vierbeiner durchaus einen Gefallen. Hier ist das Einmaleins der Knochenfütterung:
Sanfte Eingewöhnungsphase
Überstürzen Sie nichts. Gewöhnen Sie Ihr Tier lieber langsam und gemächlich an die neue Ernährung. Die Faustregel: Stellen Sie den Speiseplan Ihres Hundes auf Barf um, gibt es anfangs noch keine RFK-Knochen. Aus gutem Grund: Die Verdauung braucht schließlich ihre Zeit, um sich an die neue, rohe Nahrung zu gewöhnen.
Ist die erste Umgewöhnungsphase abgeschlossen, starten Sie mit ersten, kleinen Mengen gewolfter Barf-Knochen. Diese Mengen können sie nun nach und nach steigern. Anschließend steigen Sie auf weiche Barf-Knochen am Stück um. Scheint Ihr Vierbeiner die neue Kost gut zu vertragen, können Sie es später auch mit härteren RFK am Stück versuchen.
Die richtige Knochenmenge
Beim Barfen gilt, "weniger ist mehr". Starten Sie mit kleinen Portionen. Ansonsten fühlen sich sowohl die Nährstoffversorgung als auch die Verdauung des Hundes schnell überfordert. Wichtig: Verteilen Sie die Knochenmenge auf mindestens drei Tage pro Woche.
Mehr Barf-Knochen = mehr Calcium? Das Gegenteil ist der Fall. Schließlich wird überschüssiges Calcium wieder vom Körper ausgeschieden. So können sich zu hohe Knochenmengen negativ auf den Calciumhaushalt Ihres Vierbeiners auswirken. Schlimmstenfalls scheidet er zu viel Calcium aus und erleidet einen Calciummangel.
Hinzu kommen Verdauungsbeschwerden. Von Verstopfung über Knochenkot bis hin zum Darmverschluss ist alles möglich.
Tipp: Nicht selten verträgt Ihr Tier die Barf-Knochen vormittags besser als abends. Der Grund: Der Magen hat mehr Zeit, die Kost zu verdauen. So liegt sie ihm nachts nicht schwer im Magen.
Keine gekochten Barf-Knochen
Verfüttern Sie keine gekochten Barf-Knochen. Denn in gekochtem Zustand verändern sie schnell ihre Struktur. Sie verlieren an Elastizität, werden spröde und splittern schneller. Und genau hier lauert die große Gefahr. Verspeist Ihr Vierbeiner nämlich Knochensplitter, können sie lebensbedrohliche Verletzungen in Speiseröhre und Darm auslösen.
Fleisch – eine unverzichtbare Beilage
Für eine reibungslose Verdauung der Barf-Knochen ist reichlich Magensäure erforderlich. Doch diese produziert sich nicht von selbst. Es braucht Fleisch, um sie anzuregen. Umso wichtiger sind fleischige Knochen in der Barf-Ernährung.
Wichtig: Sind die Barf-Knochen zu nackt, sollten Sie unbedingt genügend Fleisch als Beilage servieren.
Nicht unbeaufsichtigt füttern
Ihr Hund lässt sich gerade einen Barf-Knochen schmecken? Dann lassen Sie ihn jetzt nicht allein. Bleiben Sie in der Nähe und beaufsichtigen Sie aufmerksam das Menü. Denn sollte sich der Vierbeiner verschlucken, können Sie rechtzeitig eingreifen.
Knochenauswahl überdenken
Stimmen Sie die Knochenfütterung auf die Natur Ihres Tieres ab. Denn nicht jeder Hund kommt auch mit jedem Barf-Knochen zurecht. Während die einen größere Knochenstücke problemlos vertragen, bekommen andere davon Verdauungsbeschwerden.
Am besten beobachten Sie Ihren Hund aufmerksam beim Knochenverzehr und passen die Nahrung sorgfältig auf seine individuellen Futtervorlieben an.
Im Zweifelsfall gewolfte Barf-Knochen
Bei jeder Knochenfütterung sind Sie in Sorge um Ihren Vierbeiner? Was, wenn er sich an den großen Stücken verschluckt? In diesem Fall sollten Sie lieber auf gewolfte Barf-Knochen umsteigen – insbesondere bei Tieren, die zu heftigem Schlingen neigen. So können Sie sich bei der Fütterung entspannt zurücklehnen und müssen nicht bei jeder Mahlzeit ein Verdauungsdesaster befürchten.
Die richtigen Barf-Knochen
Barf-Knochen ist nicht gleich Barf-Knochen. Diese Regeln sollten Sie bei der Auswahl beachten:
keine übergroßen Barf-Knochen: Ihre Auswahl sollte nie größer ausfallen als die Größe des natürlichen Beutetiers. Bei einer Dogge darf es natürlich ruhig etwas Größeres sein. Ein Welpe oder Chihuahua aber fühlt sich mit kleineren Barf-Knochen deutlich wohler.
keine zu alten Barf-Knochen: Je älter die Barf-Knochen, desto größer das Gesundheitsrisiko. Denn mit dem Alter wird das Knochenmaterial durchmineralisiert und ausgesprochen hart. So tut sich Ihr Vierbeiner mit einer Lammrippe leichter als mit der Rippe eines älteren Schafs.
kein Schwein oder Wildschwein: Vorsicht, Schweine können sich leicht mit dem Aujeszky Virus infizieren, das bei Hunden und Katzen tödlich enden kann. Hat sich das Tier einmal angesteckt, gibt es so gut wie keine Heilungschancen mehr. Nur durch Erhitzung lassen sich die tödlichen Viren zuverlässig abtöten. So sind Schwein- und Wildschweinknochen bei der Barf-Fütterung tabu. Zwar gilt Deutschland weitgehend als aujeszky-frei, zu 100 Prozent sicher sein können sie sich aber trotzdem nicht. Gehen Sie lieber auf Nummer sicher. Es gibt schließlich noch genug andere schmackhafte Knochen.
keine großen tragenden RFK verfüttern: Unter tragenden RFK versteht man RFK mit tragender Funktion – hauptsächlich Beinknochen. Diese sind überdurchschnittlich hart und stabil, um dem Skelett Stabilität verleihen zu können. Umso weniger eignen sie sich für die Barf-Fütterung. Schnell führt ihr Genuss zu Schäden im Zahnschmelz wie zum Beispiel Mikrorissen, die erst im Laufe der Jahre zutage treten. Gelegentlich verursacht ein herzhafter Biss in das massive Material aber auch direkt eine Zahnfraktur. Die Größe des Tieres spielt hier keine Rolle. Denn sowohl bei kleinen als auch bei großen Hunderassen sind Zahnschäden denkbar. Zahnschmelz ist schließlich Zahnschmelz. Das Einzige, was sich unterscheidet, ist die Bisskraft. Größere Tiere können fester zubeißen als kleinere.
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