Barf Pakete oder Barf selbst zusammenstellen?
Published : 17.10.2021 11:47:00
Categories : Barf
Barfmahlzeiten selbst zusammenstellen oder Barf Pakete verfüttern
Haben Sie schon mal einen Wolf gesehen, der in freier Wildbahn an einem offenen Feuer steht und sich aus einem frisch gerissenen Reh oder Hasen am Spieß einen leckeren Braten zubereitet? Haben Sie schon einmal einen Hund gesehen, der am heimischen Herd steht und sich aus Fleisch ein leckeres Gulasch kocht? Okay lassen wir den zugegeben etwas ruppigen Kalauer beiseite. Wir sind uns mit Sicherheit einig, dass die Kaniden, also Wölfe (Canis Lupus) und die daraus domestizierten Haustiere (Canis Lupus Familiaris) definitiv Rohfutterverwerter sind. Das gilt gleichermaßen für alle Tiere. Ob andere Haustiere wie Katzen oder freilebende Wildtiere, Vögel oder Fische. Und dennoch ist das Industriefutter, das viele an ihre jeweilige Hunderasse verfüttern, hoch verarbeitet und im Laufe der Herstellung nicht selten auch erhitzt. Ob es pelletiertes oder flockenförmiges Trockenfutter aus dem großen Sack ist, oder Nassfutter aus der Dose, das ebenfalls umfangreich verarbeitet und mitunter durch Erhitzen haltbar gemacht ist. Vitamine werden durch die industrielle Produktion vor allem durch das Erhitzen aus den Rohstoffen hinausgetrieben. Die müssen dann als Zusatzstoffe am Ende der Herstellung dem Tierfutter wieder künstlich beigemischt werden und finden sich dann separat auf der Zutatenliste der Packungsangaben wieder. Außerdem ist die Mischung oft kritisch, denn die Industrie will möglichst kostengünstig und „Umsatz-optimiert“ produzieren. Getreide ist billig, Fleisch ist teuer. Daher ist in vielen Industriefuttermitteln der Anteil an Getreide deutlich höher als der Fleischanteil. Kaniden sind aber keine „Körnerfresser“. Die Folgen, die solches Industriefutter oft haben kann, sieht man spätestens dann, wenn der Rüde oder die Hündin im Seniorenalter ist. Die Zähne sind durch das ewige Weichfutter faul und marode, Alterserkrankungen werden durch langjährige Mangel oder Fehlernährung gefördert. Erst recht, wenn der beste Freund des Menschen zu allem Überfluss häufig „vom Tisch“ ernährt wurde, sprich bekommen hat, was Herrchen und Frauchen von ihren Mahlzeiten übrig lassen. Und dabei möglicherweise völlig Ungeeignetes wie Keks, Kuchen und Süßigkeiten.
Barfen ist gesund und hat viele Vorteile
Die beste und gesündeste Art, seine Hunde zu füttern, ist die biologisch-artgerechte Rohfütterung beziehungsweise biologisch-artgerechtes Rohfutter, kurz Barf. Die Abkürzung passt gleichsam im Englischen, wo man vom „biologically appropriate raw food“ spricht. Allerdings wird das Akronym im Englischen auch mit „bones and raw food“ („Knochen und rohes Futter“) übersetzt. Das Ganze gibt es zudem als Verb, denn wer seinen Vierbeiner so füttert, der „barft“. Der Grundgedanke hinter dem Hundefutter nach diesem Prinzip ist simpel. Man füttert sein Haustier so, wie der Wolf sich ernährt, mit rohem Fleisch, Kräutern, Beeren und Wurzeln. Theoretisch ist das gar nicht mal so neu, denn als der Wolf domestiziert und zum Haustier wurde, bekam er von Menschen das zu fressen, was bei der Zubereitung übrig blieb. Damals bereiteten die Menschen ihre eigenen Mahlzeiten primär aus rohen und frischen Zutaten zu, nur dass diese eben vor dem Verzehr erhitzt wurden. Doch als mit der Entwicklung der modernen Gesellschaft „Convenience“ und fertige Nahrungsmittel immer mehr das „alte Kochen“ ablösten, setzte sich bei der Haustierfütterung das Prinzip der Fertignahrung aus der Packung durch. Industrielles Hundefutter als Trockenfutter aus der Packung oder Nassfutter aus der Dose trat seinen Siegeszug an und füllte die Fressnäpfe in den Haushalten und die Kassen der Hersteller.
Das Prinzip der artgerechten Rohfütterung hat erwiesenermaßen eine ganze Reihe von Vorteilen für Hunde und deren Gesundheit. Hier die wichtigsten: Das Tier hat weniger Parasiten, denn durch rohes Fleisch sinkt der pH-Wert im Magen. Parasiten wie Würmer haben es in diesem Milieu deutlich schwerer. Durch die Arbeit mit den Zähnen beim Nagen und Kauen an Knochen und schierem Fleisch trainiert das Tier seine Zähne, die dadurch bis ins hohe Alter gesünder und stabiler sind. Rohes Fleisch enthält zahlreiche essentielle Nährstoffe für starke Muskeln, gesundes Fell und Abwehrkräfte. Der Mundgeruch oder der „allgemeine“ Geruch des Hundes ist weniger unangenehm oder auffällig. Dieser kommt bei Industriefutter oft durch die Zusatzstoffe zustande, die im Rohfutter weder vorhanden noch nötig sind. Da das natürliche Rohfutter besser verdaut werden kann, als industrielles Hundefutter, nimmt die Kotmenge ab und die Hinterlassenschaft des Hundes stinkt weniger. Gerade bei extrudiertem Trockenfutter hinterlassen unsere Vierbeiner oft gigantische Haufen. Nicht so beim Barfen. Magendrehungen, die vor allem bei größeren Hunden vorkommen können, gehen - so wird vermutet - auf den zu hohen Getreideanteil vieler industriell hergestellter Trockenfuttermischungen zurück. Dieses Futter quillt im Magen auf und überdehnt ihn, was dann eben zu einer fatalen Magendrehung führen kann. Dieses Risiko sinkt bei Barf deutlich.
Ein paar Nachteile gibt es auch
Auch wenn es nur wenige Nachteile sind, die seien diese hier nicht verschwiegen. Wenn man beim Rohfüttern Fehler macht, kann es zu Unter- oder Überdosierungen von Nährstoffen kommen. Fehlen Komponenten in der Fütterung entsteht ein Mangel, bekommt das Tier von anderen Zutaten zu viel, kann eine Überdosierung entstehen. Vor allem im Wachstum von Welpe und Junghund kann das problematisch werden, wenn die Fehldosierungen zu signifikant sind. Dann kann es beispielsweise Probleme beim Knochenbau geben. Allerdings muss eine längere falsche Ernährung vorliegen, damit der Hund einen Mangel oder eine Überdosierung erfährt. Nächstes Problem. Je nachdem, woher der Barfer seine Rohstoffe bezieht, können diese mit Keimen oder Medikamenten belastet sein. In der Massentierhaltung sind verschiedene Erkrankungen und Infektionen alles andere als selten. Deshalb wird dort in den Betrieben dann oft im Übermaß mit Antibiotika und anderen veterinärmedizinischen Medikamenten gearbeitet, die sich im Fleisch niederschlagen. Schlimmstenfalls entstehen dadurch sogenannte multiresistente Keime, die dann trotz Antibiotika und Co überleben und in der Nahrungskette weiter wandern. Wer Fleisch oder Schlachtabfälle beim Metzger kauft, der kauft dieses Problem eventuell mit. Für den Verzehr des Menschen wird das Fleisch erhitzt, was viele Keime abtötet. Aber der Haushund frisst es als Rohfutter.
Mahlzeit selbst zusammenstellen
Beim Barfen gibt es zwei gängige Ansätze. Der eine ist, dass der Hundebesitzer die Mahlzeit für sein Haustier selbst zusammenstellt. Die einzelnen Komponenten und Rohstoffe werden einzeln gekauft und daraus wird dann eine Fütterung kombiniert. Der Vorteil ist, dass man die „Rezeptur“ auf bestimmte Themen und Bedürfnisse anpassen kann. Wenn beispielsweise der stürmische Junghund dazu neigt, sein Futter hastig zu verschlingen, ohne zu kauen, dann kann man grobe Stücke und vor allem Knochen vermeiden, damit der Vierbeiner keine Verdauungsprobleme bekommt. Zudem kann man beim selbst zusammenstellen der Mahlzeit genau bestimmen, was in den Napf kommt und was nicht. Wer eine Mahlzeit selbst zusammenstellen will, findet dafür ausreichend Fachliteratur oder Online-Barf-Rechner. Damit wird das Ganze für den Laien möglich. Es ist kein Hexenwerk oder eine eigene Wissenschaft, sondern absolut machbar. Zudem können akut bedarfsgerechte Zugaben beigemengt werden, beispielsweise bei einer trächtigen Hündin oder während des Wechsels vom Sommer- zum Winterfell. Außerdem können Unverträglichkeiten und Allergien entsprechend berücksichtigt werden.
Aber das Zusammenstellen einer Mahlzeit aus den verschiedensten einzelnen Komponenten bringt einen gewissen Arbeits- und Zeitaufwand mit sich. Zunächst muss man die verschiedenen Rohstoffe einzeln kaufen und fachgerecht aufbewahren. Dann muss man alle abwiegen, je nach dem klein schneiden oder durch den Wolf drehen. Der Hundebesitzer braucht neben einem oft separaten Kühlschrank oder einer Gefriertruhe verschiedenes Zubehör oder Gerätschaften. Beispielsweise einen Fleischwolf, ein großes Hackmesser oder gleich eine Knochensäge für Knochen. Eine separate Waage ist sinnvoll, will man den geruchlich etwas „anspruchsvollen“ Pansen nicht mit der gleichen Waage portionieren, mit der man sonst die Zutaten für den Sonntagskuchen abwiegt.
Komplettpaket verwenden?
Der zweite Ansatz ist ein fertiges Komplettpaket. Das macht es für den Hundebesitzer zunächst einmal einfacher, da er nicht diverse Komponenten einzeln kaufen, abwiegen und kombinieren muss, sondern eine fertige Mahlzeit servieren kann. Vor allem kann mit einem solchen Komplettpaket eine maßgeschneiderte Mischung für den Vierbeiner bezogen werden, die entsprechend passt. Nehmen wir Welpen, die ab der fünften bis sechsten Woche an das Barfen „herangefüttert“ werden können. Welpen haben in der Wachstumsphase einen hohen Proteinbedarf, denn die Muskeln wachsen und sollen sich optimal entwickeln. Dafür brauchen sie aber weniger energiereiches Fett. Da die Hundebabys bislang keine „erfahrenen Fresser“ sind, sollte die Mahlzeit nicht aus groben Stücke bestehen, sondern fein gewolft sein. Ein welpengerechter Rohfutter-Mix berücksichtigt diese Anforderungen und liefert dem Nachwuchs in einem Komplettpaket alles, was er für ein gesundes Wachstum braucht. Der Besitzer muss nicht selbst Rezepte ausknobeln und zusammenstellen und dann alles durch den sprichwörtlichen Wolf drehen. Und wenn der Vierbeiner aus dem Welpenalter in die Flegeljahre kommt, ist ein passender Junior-Mix eine gute Wahl. In diesem Komplettpaket steckt alles, was der Heranwachsende für seine tierische Pubertät braucht.
Nehmen wir Arbeitshunde als weiteres Beispiel. Ob Diensthund bei der Polizei, Rettungshund bei der Flächensuche oder der „Hundesportler“, der Agility oder Dog-Dancing macht. Diese Hunde haben einen hohen Energiebedarf, denn sie verbrauchen bei der Arbeit entsprechende Kalorien und Nährstoffe. Daher darf im passenden Paket zum einen ausreichend energiereiches Fett nicht fehlen und auch nicht ein erhöhter Proteingehalt, zur Unterstützung der beanspruchten Muskulatur.
Schauen wir uns die Senioren als drittes Beispiel an. Wenn der beste Freund des Menschen seine letzten Jahre mit uns verbringt, darf es gerne etwas gemütlicher zugehen. Er bewegt sich nicht mehr so viel und vielleicht wird der Magen etwas sensibler. Würde man den Hundeopa jetzt fettreich füttern, dann würde aus dem Senior ein Moppelchen werden. Aber Übergewicht ist für alte Hunde alles andere als gesund. Muss er einen dicken Bauch mit sich herumschleppen, geht das auf die alten Knochen. Wenn der Senior weniger Energie verbraucht, sollte man ihn entsprechend „energieärmer“ füttern. Damit die Muskeln, die der Senior nicht mehr so intensiv nutzt, erhalten bleiben, ist ein hoher Proteingehalt ausgesprochen wichtig. Und wenn im weiter fortgeschrittenen Alter die Zähne nicht mehr die besten sind, darf das Hundefutter wieder gut gewolft sein. All diese Maßgaben erfüllt ein entsprechender Seniorenmix und macht das Füttern des alten Herrn oder der alten Dame damit deutlich leichter.
Es ist praktisch und bequem
Dann gibt es bei den Komplettpaketen aber für den Barfer noch einen ganz pragmatischen Vorteil, denn sie sind fertig gemischt und portioniert. Banal formuliert kann man sagen „Packung öffnen und servieren“. Das Rohfüttern mit so einem Komplettpaket ist also schnell und einfach. Das ist einerseits für den Anfänger hilfreich, um sich in das Thema der biologisch-artgerechten Rohfütterung einzuarbeiten. Und es ist vor allem im Urlaub praktisch, denn man kann fertige Portionen als Komplettpaket mitnehmen, anstatt einer riesigen Kühlbox voller einzelner „Rohstoffe“. Eventuell kann man sich diese Fertigportionen sogar vom Online-Shop direkt an den Urlaubsort liefern lassen, was das Ganze noch deutlich einfacher macht.
Share this content